Die Bildungspolitik als Komplize bei Datendeals mit Drogen “frei Cloud”
Wer noch daran glaubt, dass Behörden, und Einrichtungen für Lehre und Forschung unabhängig von Tech-Konzernen und neutral gegenüber deren (Software-)Lösungen sind, irrt. Denn längst haben Konzerne wie Microsoft, Apple, Google und Co. die Institutionen des öffentlichen Lebens infiltriert. Insbesondere an Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten können auf diese Weise junge, beeinflussbare Menschen an die Produkte herangeführt und davon abhängig gemacht werden. Das Prinzip ist dabei vergleichbar mit einem Drogendealer, welcher “zum Ausprobieren” kostenlos Proben auf dem Schulhof verteilt. Bildungspolitik, Institutionsführung und IT-Verantwortliche begrüßen und unterstützen dieses Geschäftsmodell. Nicht zuletzt auch, da sie selbst seit Jahren nicht mehr ohne können und häufig Vergünstigungen auf den “Stoff” bekommen.
Zugegeben der Drogendealer-Vergleich klingt möglicherweise etwas drastisch, aber die Strategien und Praktiken der Konzerne sind absolut besorgniserregend. Datenschutzfreundliche Alternativen müssen immer wieder nüchtern gegen die Verlockung der vermeintlich kostenlosen und sicheren Produkte argumentieren und da der Eingriff in die Privatsphäre häufig auch noch mit einem besseren Benutzererlebnis gerechtfertigt wird, fehlen den wenigen, ohnehin schon überforderten Lehrkräften die für Laien nachvollziehbaren Vorteile. Die meisten Führungskräfte in Beamtenpositionen sind froh, wenn so gut wie kein Aufwand betrieben werden muss und da es in den Bundesländern nur selten Verbote und viel zu wenig konkrete Vorschläge bzw. Vorgaben gibt, wird oft zum De-facto Standard Microsoft 365 gegriffen oder Google Classroom ausprobiert. Auf dem Spiel steht allerdings die Digitale Souveränität und ein werbefreier Schutzraum im öffentlichen Leben, welcher zum Erfahrungsaustausch und zur Sozialisation beitragen sollte.
Dabei fehlt es nicht an finanziellen Mitteln. Dank Digitalpakt stehen inzwischen 6,5 Millarden Euro zur Verfügung. Der Prozess um dieses Geld einzusetzen erweist sich jedoch als schwierig und Konzepte für Netzwerk- und Software-Infrastruktur sind noch im Ausbau. Bis dahin werden wahrscheinlich wieder nicht reparierbare Tabletts zum günstigen “Educational Pricing” angeschafft und die jungen Benutzer*innen dem Lock-In Effekt von Apple ausgeliefert.
Zu Beginn der Pandemie haben viele Bildungsinstitutionen, darunter auch die Hochschule Düsseldorf, im Schnellschussverfahren und ohne Dialog mit Datenschutzvereinen und gemeinnützigen Initiativen in Sachen Software-Lösungen auf Microsoft 365 gesetzt und es dem Redmonder Datensammler damit bei der Kundenakquise wieder einmal leicht gemacht. Denn nachdem sich die Schüler und Studierende an diese Zwangseinführung gewöhnt haben, können sie nun nicht mehr ohne die Teams-Droge aus der Cloud, insbesondere wenn dort Unterrichtsmaterialien gespeichert sind. Fragt sich da keiner von den Verantwortlichen:
Wie in der Einleitung beschrieben, wird auf Schülhöfen und Campus gedealt. Mit den Daten von Schüler*innen und Studierenden unter den Augen der Bildungspolitik. Der Mathematiker würde an dieser Stelle abschließend quod erat demonstrandum schreiben, ermutigender wird aber sein, dass es trotzdem noch Engagement und Hoffnung gibt:
- Netzwerk freie Schulsoftware.
- Freie Software für freie Lehre!
- Open Education and Software Association e.V.
- Bündnis Freie Bildung
- ...
Dies ist nur eine kleine Auswahl von Initiativen, die mit dem Geld aus dem Digitalpakt gefördert werden könnten, um Projekte und Lösungen ohne Suchtgefahr zu verwirklichen. Die Zukunft von Schülern und Studierenden sollte nicht die Geschlossene Einrichtung (bzw. Plattform) sein, auch wenn das möglicherweise für alle erstmal einen kalten Entzug bedeutet.
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